Barockoboe (1670-1770)

Anders als die moderne Oboe ist die heutige Barockoboe meist in a’=415 Hz gestimmt, es gibt allerdings auch Instrumente in hoher Stimmung (440 Hz), in tiefer französischer Stimmung (392 Hz) oder seltener spezielle Stimmungen, z.B. 420 Hz.

Sie hat den Tonumfang c' und ab d' chromatisch bis d''', cis’ ist also nicht vorhanden.

Entwickelt wurde die Barockoboe im Musikerumfeld des französischen Hofes Ludwig XIV. Hier entstand auch das französische Trio: 2 Oboen und Fagott. Von Frankreich aus verbreitete sich das neue Instrument im ausgehenden 17.Jahrhundert sehr schnell in viele Hoforchester und Militärkapellen Europas. Der Korpus der Barockoboe ist dreiteilig, zwei- oder dreiklappig, wobei manchmal die es-Klappe aus Symmetriegründen doppelt vorhanden war. Wahrscheinlich konnten auch manche Instrumente mit vertauschter Handhaltung gespielt werden. Hergestellt wurde sie aus Buchsbaum, Grenadillholz, Porzellan oder Elfenbein. Manche waren reich verziert, andere sehr schmucklos gehalten, die heutigen Formen der Barockoboennachbauten entsprechen eher einem Idealtypus und spiegeln nicht die Formenvielfalt der Instrumente des 17. und 18.Jahrhundert wieder. Heute existieren um die 300 Originalinstrumente.

Bekannte Barockoboen-Instrumentenbauer waren beispielsweise Johann Maria Anciuti (Mailand um 1720), Johann Eichentopf (Leipzig ab 1716), Johann Christoph und Jacob Denner (Nürnberg 1700 und 1720), C.Bizey (Paris 1725), R.Haka (Amsterdam 1700), F. und R.Richters (Amsterdam (1720 und 1750), Jean-Hyacinth-Joseph Rottenburgh (Brüssel 1750), Thomas Stanesby Sr. und jr. (London 1730 und 1740).

Die Mundstücke sind kaum überliefert, die Instrumentenbauer fertigten Hülsen auf einem konisch geformten Dorn und verkauften die einteiligen Mundstücke zu den Instrumenten.

Heute werden verschiedene Varianten von Barockoboenrohren verwendet, es gibt einteilige Mundstücke oder ein System aus kurzem Rohrblatt (48-50 mm) und einem separaten Stecker, der als Zwischenstück zwischen Mundstück und Instrument dient.


Pflege:
Zum Wischen der empfindlichen Buchsbauminstrumente kann man Federn, Durchziehwischer oder Stabwischer verwenden, außerdem Poliertücher zur Holzpflege. Da hier am Zapfenende mit gewachstem Garn die Verbindung zwischen den einzelnen Instrumententeilen gewickelt ist, muss bei häufigem oder langem Spiel der Faden abgewickelt, nach längerer mehrtägiger oder mehrwöchiger Pause wieder nachgewickelt werden, da sich das Holz je nach Feuchtigkeit ausdehnt oder schrumpft.