Ich möchte die Fischhaut an meinem Oboenrohr ersetzen. Was muss ich beachten?

Nachdem Sie die alte “Fischhaut” (oder Goldschlägerhaut) entfernt haben, schneiden Sie mit einer guten Schere ein Stück von 40 mm Länge und 15 mm Breite aus dem Goldschlägerhautbogen.

Legen Sie dieses Stückchen auf das untere Ende des Rohres, so dass Holz und Wicklung gleichmässig überlappt werden. 

Ein Tropfen Wasser macht die Fischhaut so geschmeidig, dass Sie sie vorsichtig um das Rohr wickeln können.

Ziehen Sie ganz gleichmässig und befeuchten Sie vorsichtig die Goldschlägerhaut. 

Wenn die Goldschlägerhaut zu nass wird, lässt sie sich nicht mehr gut verarbeiten.

Wenn Sie das Rohr komplett umwickelt haben, lassen Sie das Rohr eine kleine Weile trocknen. 

Zum Schluss fixieren Sie die Goldschlägerhaut mit Klebstoff oder einem kleinen Tropfen klaren Nagellack.

Wie befestige ich das Teflonband auf meinem Oboenrohr?

Mit Teflonband können Sie ihr Oboenrohr sehr einfach abdichten. Dazu benötigen Sie keinen Klebstoff. Sie nehmen einen ungefähr 5-6 cm langen Streifen

und legen ihn so auf das Oboenrohr, dass ein schmaler Teil die Wicklung überdeckt.

Wickeln Sie ihn einmal um das Rohr herum.

Dann führen Sie das Teflonband diagonal über die Wicklung.

Jetzt wickeln Sie es noch einmal um die Wicklung, so dass der obere Bereich des Bandes leicht über der Wicklung liegt.

Dann können Sie den Rest glatt über das darunter liegende Band streichen.

Wenn Sie noch 2-3 Mal fest über das Teflonbandende streichen, ist es fest und löst  sich nur noch schwer ab.

Wie lege ich eine Zwinge an meinem Oboenrohr an?

Nehmen Sie ein fingerlanges Stück dünnen Zwingendrahts (0,3 mm) und halten es im Verhältnis 1 zu 2 an Ihr Mundstück, ca. 4 mm oberhalb der Wicklung. Nun legen Sie die längere Drahtseite über das Rohr.

Danach legen Sie den Draht einmal um das Rohr

und  verdrillen die Enden 3-4 mal.

Dann nehmen Sie eine kleine Drahtzange, greifen die Wicklung nahe des Rohres und schließen mit weiteren Drehbewegungen die Zwinge.

Ich finde übrigens, dass der Draht besser sitzt, wenn jetzt gegen die Uhrzeigerrichtung gedreht wird. Linkshänder sollten diese Schritte natürlich für sich anpassen, also spiegelverkehrt arbeiten.

Der Draht sollte nicht überlappen, nur direkt unter den verdrillten Drahtenden.

 Die Zwinge sitzt normalerweise 4 mm über der Rohrwicklung. Sie darf nicht zu fest sitzen, um das Rohr nicht einzuschnüren oder die Rohrschwingung zu behindern.

Sitzt die Zwinge höher (bei 5 mm), kann man die Spannung des Rohres besser reduzieren.

Sitzt die Zwinge tiefer (unter 4 mm), gibt es mehr Spannung.

Die tiefen Töne sprechen auf meinem Oboenrohre nicht gut an. Gibt es dafür eine Lösung?

Wenn die tiefe Lage Ihres Rohres noch nicht gut durchschwingt, können Sie mit einem guten Schabemesser das Bahnende leicht nacharbeiten. 

Wir zeigen Ihnen hier eine einfache Methode, mit der Sie die Stabilität der mittleren und hohen Lage behalten.

Setzen Sie das Messer jeweils diagonal an das Bahnende zwischen Seite und Mitte. Mit einer kleinen Bewegung in Pfeilrichtung vertiefen Sie den Rand der Bahn zwischen Seiten und Mitte. 

Wichtig ist, das Seiten und Mitte nicht geschabt werden. 

 

Das wiederholen Sie natürlich auch auf der anderen Rohrhälfte, damit die Symmetrie Ihres Rohres gewahrt bleibt. Mit einer leichten Drehbewegung des Messers setzt man eine Kante an die richtigen Stellen links und rechts der Mitte, das Rohr bekommt jetzt mehr Resonanz. Aber auch hier gilt, bitte vorsichtig an das Optimum herantasten und lieber mehr Material stehen lassen, was weg ist, ist weg.

Mein Oboenrohr spricht viel zu leicht an und klingt sehr hell. Was kann ich tun?

Spricht ihr Rohr zu leicht an, ist die Ansprache zu lang. Zum Abschneiden benötigen Sie ein gutes Messer. Wir empfehlen ein flaches Zweiseitenschliffmesser mit feststehender Klinge. Das Messer muss dabei senkrecht gehalten werden. Gerades Abschneiden will geübt sein. Je dünner die Ansprache, desto leichter geht das Kürzen. Achten Sie auf einen sehr kleinen Abschnitt, denn das Abschneiden verändert Ihr Rohr kolossal.

 

Runde Abschneideklötze sind leicht gewölbt
für eine leichte Wiegebewegung des Messers
beim Abschneiden des Rohres.

Eckige Abschneideklötze haben eine flache
Oberseite. Die geraden Kanten bieten eine gute Orientierungshilfe und erleichtern dadurch
das gerade Abschneiden. Ansonsten sind
Rohrabschneider sehr zu empfehlen. 

Es gibt einfache und leichte, günstige Abschneider und größere Vorrichtungen, die das Abschneiden sehr erleichtern, aber deutlich teurer sind.

 

Es gibt eine verrückte historische Methode:

Hier wurde empfohlen, ein Federmesser (für Schreibfedern aus Vogelfedern!) auf die flache Rohrspitze zu setzen und mit einem Hammer drauf zu schlagen, gewagt.

Aber es funktioniert: Mit einer Trapez- oder Teppichmesserklinge, einem flachen Holzstück als Schlagunterlage für den Hammer und einem weit wegfliegenden Rohr.

Okay, das war glaube ich eine Empfehlung von Étienne Ozi (* 9. Dezember 1754 in Nîmes; † 5. Oktober 1813 in Paris), einem Fagottisten.

Mein Oboenrohr spricht nicht gut bzw. zu schwer an. Was kann ich tun?

Wenn das Rohr noch nicht leicht genug anspricht, können Sie mit einem guten Schabemesser den vordersten Teil des Rohres  (die Ansprache) nacharbeiten. Dies geschieht mit großer Vorsicht. Sie benötigen dafür eine Schabezunge aus Holz oder Kunststoff und einen Dorn, um das Rohr gut halten zu können. 

Führen Sie das Messer gleichmässig über die rot gekennzeichnete Ansprache. Die Ansprache ist an der Spitze sehr kurz und etwas dicker als an den Seiten. Eine gute Hilfe kann eine Bleistiftmarkierung sein.

 

Das Messer muss senkrecht auf dem Holz liegen und sollte leicht geführt werden.

Gehen Sie immer über die Rohrspitze hinaus, dabei ist ein leichtes Klicken zu hören, wenn Sie mit dem Messer auf die Schabezunge kommen. Arbeiten Sie auf beiden Rohrhälften.

Probieren Sie Ihr Rohr in allen Lagen aus. Hören Sie rechtzeitig mit dem Schaben auf, damit eine zu dünne Ansprache nicht Ihren guten Ton verunstaltet! Als guten Wert empfehle ich 9-10/100 mm rechts und links, 11-12/100 mm in der Mitte der Ansprache.

 

 

Eine sehr gerade Ansprache klingt direkter, präziser, brillianter, manchmal zu hell.

Eine sanft gerundete Ansprache mit “runden Schultern” ist moderater im Klang.

Eine Ansprache in Form eines Hausdachs mit einer Spitze, die sich fast bis an die Kante erstreckt, klingt voll, warm, dunkel, führt aber bei Übertreibung zu matten hohen Tönen, c”’ ist dann nicht mehr so schön.

Manchmal ist es gut, wenn man die Ansprache nicht immer gleich anlegt, sondern auf die Eigenheiten des Rohrs/Klimas/Instruments/Musikstücks/Raums … eingeht.

Auch der Teil des Rohrs hinter der “Ansprache” hat einen Einfluss auf das Ansprechverhalten Ihres Rohres. Wenn ich im vorderen Drittel der Bahn zwischen Seite und Mitte etwas wegnehme (links, rechts, Vorder- und Rückseite), dann schwingt das gesamte Rohr viel leichter und ausgeglichener ein.

Hier empfehle ich natürlich den Kurs “Oboenrohre korrigieren”.

Wie kann ich die Rohrspannung bei meinem Oboenrohr einstellen?

Die richtige Spannung gibt es nicht, Sie müssen Ihre eigene Spannung finden. Wenn Sie Ihr Mundstück als zu schwer empfinden, kann das auch an zu viel Spannung liegen.

Da die Spannung bei trockenen Mundstücken zunimmt, müssen Sie die Spannung der gut gewässerten Mundstücke für sich justieren:

Drücken Sie das Rohr vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger hinter der Schabung (also am Bahnende) leicht zusammen. Dann kontrollieren Sie die Öffnungsweite des Rohres. Wiederholen Sie diesen Vorgang so oft, bis die Spannung das von Ihnen gewünschte Maß erreicht hat.

Dem gegenüber können Sie durch vorsichtiges Zusammdrücken an den Flanken des Rohres die Spannung kurzfristig erhöhen.

Achten Sie unbedingt darauf, dass die Rohre gut eingeweicht sind, denn das Material reißt leicht! 

Gegen zu wenig Spannung empfehle ich meistens eine Drahtzwinge. Die hilft auch bei zuviel Spannung. Das finden Sie im Blog über das Anlegen einer Zwinge.

Es gibt aber noch eine destruktive Methode:

Drücken Sie mit einer Zange vorsichtig von oben und unten auf die Wicklung, etwa 10 mm unterhalb der Hülsenspitze. Ist ein Notfallkniff alter Hasen, wortwörtlich. Wer das nicht kennt, staunt wirklich, wie sich das Rohr wieder öffnet.

Aber Achtung, die Hülse wird stark verbeult und kann nur mühsam wieder in die richtige Form gebracht werden.

Wie kann ich die Stecktiefe meines Fagottrohrs auf dem S-Bogen messen?

Stecken Sie das Fagottrohr auf Ihren S-Bogen, setzen Sie einen Finger am Rohrende auf den S-Bogen und messen die Strecke zwischen Fingerposition und S-Bogenspitze mit einem kleinen Lineal.

Wie spiele ich meine Oboenrohre ein?

Nehmen Sie sich Zeit! 

Neue Rohre können anfangs ungewohnt sein, ein gutes Spielgefühl kann sich aber bereits nach kurzer Einspielzeit einstellen. Eiliges Testen dagegen führt meistens zu Fehleinschätzungen. Gerade während des Einspielens wird sich Ihr Rohr noch verändern. Dann sind kleinere Anpassung nötig, die Sie selbst vornehmen können (sollten). Wir zeigen Ihnen, wie es geht…

Spielen Sie ihre Rohre langsam ein: zu Anfang nur einige Minuten, dann täglich steigern. Dies kann die Lebensdauer der Mundstücke beträchtlich erhöhen.

Ich kenne gute Musiker, die Ihre neuen Rohre nur mit langen tiefen Tönen einspielen. Das klang immer gut bei denen, ich bin leider etwas zu ungeduldig dafür. Ein neues Rohr darf auch etwas schwerer sein, man kann es ja leichter machen. Dafür empfehle ich meinen Kurs “Oboenrohre korrigieren”.

Nach dem Spielen entfernen Sie überschüssiges Wasser aus den Mundstücken, indem Sie das Hülsenende mit den Lippen umschließen und hineinpusten.

Tipp zum Reinigen:

Es gibt sogar kleine Bürstchen, mit denen Sie die Mundstücke von der Hülsenseite aus reinigen können. Nicht zu weit mit dem Bürstchen hineingehen und leicht drehen. Alternativ können Sie auch eine sehr kleine Federn nehmen.

Wie lange soll ich meine Oboenrohre einweichen?

Wir empfehlen 4-5 Minuten vor dem ersten Gebrauch und während der Einspielzeit. Wir empfehlen, Rohre generell nur bis zum Ende der Schabung zu wässern, also ca. 1-1,5 cm Wasserhöhe. Bitte die Goldschlägerhaut nicht mitwässern. 

Es gibt noch eine andere Möglichkeit: Die Bahn der Mundstücke kurz in Wasser tauchen und dann 5-10 Minuten bis zum Oboe spielen warten.

Wenn die Oboenrohre sehr lange trocken gelagert waren, sind sie meistens nicht so schnell startbereit. Am besten 10 Minuten einweichen, 10 Minuten warten, dann vorsichtig ausprobieren. Allerdings passiert es auch uns oft, dass die Rohre noch nicht bereit sind, sondern starr oder hart klingen. Dann bitte nicht aufgeben, sondern am nächsten Tag nochmals 10 Minuten einweichen und den Rohren eine neue Chance geben.

Im umgekehrten Fall ist das Rohr nicht hinüber, wenn es versehentlich zu lange im Wasser stand. Es hat dann eine dunkelgelb-hellbraune Farbe, steht weit offen und ist sehr schwer. Das erholt sich aber wieder, bitte nicht weiter wässern, sondern unverpackt trocknen lassen und am nächsten Tag ausprobieren. Wir hatten schon Rohre, die nach solch einer Tortur besser klangen als vorher,  sie haben dann allerdings oft etwas weniger Spannung als vorher.

Im Sommer ist die Luftfeuchtigkeit der Räume sehr viel höher als im Winter, also nicht zuviel wässern!

Rohre haben ein Wassergedächtnis, wenn man morgens das Rohr gut wässert, kann es prima spielen. Wenn am Abend das Konzert naht, weicht man das Rohr nochmals ein und das kann dann schon zuviel gewesen sein, es wird zu schwer.

Praktisch ist es, wenn man immer ein Einweichdöschen zur Hand hat, nur nicht übertreiben.